Das Gerede - Verletzung der Liebe

 

Enthalten wir uns des Geredes. Es ist nicht unsere Sache, über unsere Brüder zu urteilen. Verabscheuen wir dieses Laster und denken wir daran, daß die Liebe uns verpflichtet, es um jeden Preis zu vermeiden.

Alle wissen wir, daß Gerede ist, jemandem anderen die Verfehlungen unseres Nächsten zu offenbaren, wobei wir oft seinen guten Namen ruinieren. Das geschieht jedesmal, wenn wir die Fehler der anderen wieder hervorholen. Vielleicht ist der Schaden noch größer, wenn wir es tun, ohne die Fehler selbst beim Namen zu nennen, sondern statt dessen Ausdrücke gebrauchen, die auf verborgene Dinge anspielen; so zum Beispiel der Satz: «Ich, wenn ich reden könnte!» oder, wenn wir schlecht über jemanden reden hören, zu antworten: «Auch ich könnte das meinige dazu sagen, aber ich ziehe es vor zu schweigen».

So etwas ist grauenhaft, denn ich glaube, daß eine derartige Zurückhaltung weit mehr schadet als die offene Manifestation dessen, was vorgefallen ist; es führt in der Tat dazu, zu verdächtigen, daß sich dahinter schwerwiegende Dinge verbergen.

Jemand könnte sagen: «Ich, wenn ich über meinen Nächsten rede, berichte immer nur, was allgemein bekannt ist, und deshalb glaube ich nicht, ihm seinen guten Ruf zu stehlen, da das, was ich erzähle, nicht ich gesehen habe, sondern es mir berichtet worden ist. In diesem Fall ist meine Verfehlung weniger schwer, da es sich um Dinge handelt, die öffentlich bekannt sind. Man weiß, daß, wenn ein Vergehen öffentlich bekannt ist, es weniger schwerwiegend ist, darüber zu reden».

Ich glaube statt dessen, daß der, dem es in diesem letzteren Fall gefällt, die Verfehlungen der eigenen Brüder offenkundig zu machen, ein vollkommen kaltes Herz in der Brust hat, ohne Liebe für den Nächsten.

Schauen wir, wie Er sich gegenüber den größten Sündern verhalten hat. Was Judas betrifft, als der Augenblick gekommen war, seinen Verrat zu offenbaren, tut Er es mit großer Liebe und Feingefühl, ohne seinen Namen zu verraten. Er sagt: «Der, der die Hand mit mir in die Schüssel getaucht hat, wird mich verraten» (Mt 26,23). Auf diese Weise nahm jeder die Anspielung als an sich gerichtet und fragte voll Schrecken: «Bin ich es vielleicht, Herr?» Jesus, auch als Er gesehen hatte, daß sie erschrocken waren, hat keinen Namen genannt; nur zu Johannes sagte Er im Geheimen: «Der ist es, dem ich den Bissen Brot, den ich eintauche, geben werde» (Joh 13,26). Und Er tut es mit solcher Diskretion, daß kein anderer es bemerkt. Wenn Jesus es Seinem Jünger, den Er liebte, offenbarte, so war es deshalb, weil Johannes lhn innig liebte. Derjenige, der liebt, hat Zuneigung für die eigenen Brüder; er schweigt und deckt ihre Verfehlungen zu.

Seien wir liebevoll, denn die Liebe ist das Band, daß uns untereinander verbindet und uns alle mit Jesus. In jedem Augenblick unseres Lebens richten wir unseren Blick in die Höhe und denken wir, daß nicht diese oder jene Methode, die Tugend zu erlangen, wirklich anerkennenswert ist, sondern die Frucht der Liebe. Das ist es, was Jesus verlangt.

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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013