Ehre sei Gott

 

Das intelligible Wesen der Dinge

Wir sind zur Würde der Kinder Gottes berufen und dazu berufen, sein eigenes Leben zu leben. Meine Töchter, Gott wollte unsere Vereinigung mit Ihm. In dieser Vereinigung verwirklicht sich seine Ehre und unser Glück. In der Vereinigung unseres Glücks mit der Ehre Gottes, welche Reihenfolge müssen wir einhalten? Können wir beides trennen? Auf welche Weise können wir sie verbinden? Hat beides die gleiche Wichtigkeit? Sind beide gleichbedeutend? Sicherlich nicht, meine Töchter. Die Ehre Gottes ist das höchste und absolute Ziel. Sie ist das wesentliche und einzig notwendige Gut. So notwendig und absolut, dass es noch vor der Schöpfung eine ewige und unabänderliche Wahrheit war, dass alle möglichen Wesen nur für die Ehre ihres Schöpfers existieren konnten. Die Art, ihn zu ehren und das Maß der Ehre, das die Geschöpfe ihrem Schöpfer entgegenbringen können, kann bis ins Unendliche variieren, je nach Natur und Handlungsweise der Wesen selbst. Sowohl die Form als auch das Maß variieren tatsächlich im Bezug zu den Fähigkeiten und dem Verhalten der Geschöpfe. Persönlich können wir Gott mehr oder weniger Ehre erweisen, je nachdem wie weit wir in der Vereinigung mit Ihm voranschreiten. Wir können auch jenen höchsten Grad der Verherrlichung, der sich in unserer Vereinigung mit Gott realisiert, verfehlen. In diesem Fall werden wir ihm einzig und allein jene Ehre erweisen, die aus der verdienten Strafe kommt, welche die Gerechtigkeit erfüllen wird. Die besonderen Formen der Verherrlichung gehören nicht zum absoluten Wesen der Dinge, zu jener präexistenten Notwendigkeit der Schöpfung, die intelligibles Wesen der Dinge heißt. Hingegen gehört zu diesem Wesen die Verpflichtung für alle Geschöpfe, in jedem Aspekt ihres Seins auf die Verherrlichung des Schöpfers hin ausgerichtet zu sein, was auch immer die Form sein mag, in der sie diese Verherrlichung verwirklichen. Meine Töchter, diese letztendliche und absolute Ausrichtung auf die ausdrückliche Verherrlichung Gottes ist wesenhaft notwendig.

 

Das reelle Wesen

Die Ehre Gottes, die nicht von der Art und Weise und vom Maß, in dem sie erwiesen wird, abhängig ist, gehört auch zum reellen Wesen der Dinge. Man nennt reelles Wesen das, was zur eigentlichen Beschaffenheit eines Seins gehört, so dass es ohne es nicht existieren würde. Die Ehre Gottes ist wesentlicher Teil der reellen Beschaffenheit der Geschöpfe, denn ohne sie würden die Geschöpfe nicht existieren. Sie durchdringt die Natur des Menschen so sehr und beherrscht sein Leben so sehr, dass sogar die Verdammten, getroffen von der Gerechtigkeit, Gott gezwungenermaßen jene Ehre erweisen, die sie Ihm - trotz Anregung durch seine Barmherzigkeit - nicht erweisen wollten. Gott hat alles für sich geschaffen, alles, auch für den Frevler den Tag seiner ewigen Verdammnis. Ich versichere euch, meine Töchter, dass die Güte Gottes das Böse nicht zulassen würde, wenn seine Allmacht nicht Gutes aus dem Bösen gewinnen könnte.

 

Gehört unser Glück zum Wesen der Dinge?

Meine Töchter, Gott hätte uns nicht erschaffen müssen. Nichts im Wesen der Dinge verlangte nach unserer Existenz. Gott hat uns freiwillig erschaffen, aus einem Entschluss seiner göttlichen Güte heraus. Aber von dem Moment an, indem er uns erschaffen hat, verlangte das absolute Wesen seiner Natur und unsere Natur, dass wir zu seiner Ehre existieren. Da er sich entschlossen hatte, uns zu erschaffen, was zwang Gott, für seine Verherrlichung jenen höchsten Grad der übernatürlichen Vereinigung zu wählen, bei dem wir an seinem eigenen göttlichen Leben Anteil haben? Gott hat uns aus freien Stücken zur Ehre erheben wollen, an seiner Glückseligkeit teilzuhaben und er hat unseren Seelenkräften die besondere Fähigkeit gegeben, sich mit ihrem Objekt zu vereinen, sich davon zu nähren, sich ihm anzugleichen und von ihm zu leben. Das Bedürfnis nach der seligmachenden Vereinigung und die ursprüngliche Fähigkeit, diese zu erreichen, finden sich in all unseren Seelenkräften als frei geschenkte Gaben und leuchtende Zeichen des göttlichen Wohlgefallens. Deshalb ist unsere Erschaffung ein Akt der wohlwollenden Großzügigkeit, der nicht von der Essenz der Dinge gefordert ist. Unsere Fähigkeit zur Vereinigung mit Gott ist ein weiterer Akt der Freigiebigkeit, noch größer an Güte und Selbstlosigkeit – denn unsere Natur in sich selbst erforderte dies absolut nicht.

 

Wir können sie verlieren

Wir können in dieser Welt leiden und ewig verlorengehen, ohne unsere Natur zu verlieren und ohne dass deshalb die wesentliche Ordnung der Dinge geändert würde. Wenn unsere Freude in dieser Welt und unser ewiges Heil die intelligible Essenz der Dinge darstellen würde, könnten wir weder die Freude noch das Heil verlieren, denn was zur Essenz eines Dinges gehört, ist stets notwendig und kann nicht verändert werden. Selbst wenn sie nur Teil der reellen Essenz unserer Natur wären, könnten wir keines der beiden Dinge verlieren ohne unsere Natur selbst zu verlieren. Da wir sie verlieren können, sind sie also nicht essentiell. Nur eines ist vollkommen essentiell: die Ehre Gottes, wie auch immer sie befördert wird. Wir können - und somit müssen wir - unseren Schöpfer ehren mit jener höchsten Ehre, die Er aus unserer Vereinigung mit Ihm erhält. Mit dieser Verherrlichung Gottes ist unser Glück verknüpft. Indem wir unseren freien Willen missbrauchen können wir es auch ablehnen, unserem Herrn und Gott ehre zu erweisen. In diesem Fall wird seine Gerechtigkeit die Verletzung der festgesetzten Ordnung an uns rächen und er wird so auf andere Weise seine Ehre erhalten. Wir hingegen werden von Ihm nicht unser Glück erhalten.

 

Unterordnung unseres Glücks

Unsere Herrlichkeit im Himmel und unser ewiges Glück, d.h. unser Heil, hängen absolut von der Verherrlichung Gottes ab, die wir erreichen, wenn wir zu seiner Ehre wirken. Im Himmel werden wir glücklich sein, weil wir das göttliche Lob singen. Meine Töchter, der Lobgesang für Gott ist die Quelle der Seligkeit der Heiligen. Selig, Herr, die in deinem Haus wohnen! Warum sind sie selig? Weil sie dich ewig loben.

 

Unser Glück in dieser Welt

In dieser Welt können wir die Befriedigung suchen, die aus unserem Fortschritt kommt, und die Ehre Gottes vergessen. Es handelt sich aber um eine falsche und trügerische Befriedigung, die flüchtig und unvollständig, unrein und ruhelos ist und bald schmerzlich bezahlt werden wird. Man kann in dieser Welt, an keine echte Befriedigung für uns denken, die der Ehre Gottes voran gestellt ist oder ohne sie auskommt - ebenso wenig wie man an einen Lohn denken kann ohne Arbeit, an eine Belohnung ohne Verdienst, an den Preis einer Sache ohne die Sache selbst. Denn der Lohn hängt von der Arbeit ab und richtet sich nach ihr, die Belohnung bezieht sich auf den Verdienst und der Preis richtet sich nach der Sache: das ist die Ordnung. So ist es auch mit unserem Glück, meine Töchter: es hängt von der Ehre Gottes ab und richtet sich nach ihr. Jesus hat zu seinen Aposteln gesagt: "Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird." Mit diesem Satz wollte er ausdrücken, dass sie in seiner Liebe bleiben und seine Gebote halten sollen und das heißt, dass sie die Ehre Gottes befördern sollen, die Jesus "meine Freude" nennt. Diese Freude Jesu, die die Ehre Gottes ist, soll in ihnen bleiben, damit ihre Freude vollständig und echt sei.

 

Sie ist der Ehre Gottes untergeordnet

Unsere Glück hängt von der Ehre Gottes ab und das aus zweierlei Gründen: erstens, weil es der Ehre Gottes nachgestellt ist, welche an erster Stelle steht. Meine Töchter, unser Glück kann der Ehre Gottes nie vorangestellt werden oder sie überragen. Die Ehre Gottes muss das Erste in Allem sein, dann erst kommt unser Glück. Die Ehre Gottes muss in all unseren Handlungen, Gedanken und Wünschen vorrangig sein und unser menschliches Interesse muss dem Interesse Gottes immer untergeordnet sein. Die Ehre Gottes und das Glück des Menschen sind wie die beiden Seiten einer Buchseite; die eine ist die Fortsetzung der anderen. Deshalb kann man sie nicht trennen oder umkehren, wenn man den Sinn des Schöpfungsbuches nicht verlieren will. Deshalb ist das menschliche Interesse dem göttlichen Interesse untergeordnet und zugeordnet, meine Töchter. Zuerst Gott, dann ich. Zu aller erst kommt die Ehre Gottes, dann folgt unsere Erfüllung, die ersterem untergeordnet und mit ihm konform sein muss. Meine Töchter, das ist der erste Teil des göttlichen Planes.

 

Sie entsteht aus der Ehre Gottes

Unser Glück darf nicht nur die Ehre Gottes nicht überragen, dominieren oder ihr entgegengesetzt sein, sondern sie entsteht gerade aus dieser Ehre Gottes - oder besser: sie befindet sich in ihr. Der Gerechte wird sein Glück im Herrn finden, in ihm wird er vor Freude jubeln Ja, meine Töchter, das Glück des Gerechten ruht im Herrn. Was bedeutet das Glück des Gerechten? Es bedeutet, dass es sich um das echte Glück handelt, um das einzig authentische, weil es der göttlichen Ordnung entspricht. Es findet sich in Gott, es kommt aus Gott und es wohnt in Gott.

 

Die Freude des Herrn

Gott will, dass Er allein die unendliche und überströmende Quelle unseres Glückes ist. In Ihm und nur in Ihm will Er, dass wir selig werden. Und in welchem Maß, meine Töchter! Er will unser Leben in seines aufnehmen, uns für die ganze Ewigkeit die Verzückung des seligen Gottesschau schenken, uns mit dem Reichtums seines Hauses erfüllen und uns überströmend mit seinen Gaben erfüllen.

Das Glück wird vollkommen sein und es wird so sein, dass nicht das Glück uns erfüllt, sondern dass wir in das Glück eintreten, denn es wird überall und überfließend sein und wir werden seine Grenzen nie erreichen. "Tretet ein in die Freude eures Herrn". Meine Töchter, das werden die unvergleichlichen Worte sein, die den treuen Diener zum Mahl der Ewigkeit einladen. Diese Freude wird immens sein, denn es wird eine übernatürliche Freude sein; sie wird die Fähigkeiten eines jeden Geschöpfes übersteigen.

Gott gibt sich nicht damit zufrieden eine rein natürliche Ehre von uns zu erhalten, sondern in der Vereinigung mit Ihm wollte er unserer Natur eine übernatürliche Fähigkeit geben, mit der wir Ihn ehren können. Ebenso gibt er sich nicht damit zufrieden, uns eine rein natürliche Fähigkeit zu einem endlichen Glück zu geben, sondern er schenkt uns eine übernatürliche Fähigkeit zu einem unendlichen Glück. Mein Gott! Gib, dass unser Sein sich in all seiner übernatürlichen Fähigkeit zur Freude und zum Glück ausweitet, die du ihm gegeben hast!

(El pan 8, 1-25)

Die Geschöpfe haben in ihrer Natur für uns vieles, das angenehm ist. Aber wenn wir diese angenehmen Dinge nur nehmen, um sie zu genieße oder die Suche nach unserem Glück nur auf diese Genüsse reduzieren, dann wird unser Glück weder das Glück des Gerechten noch das Glück einer intelligenten Person sein. Es wird ein trügerisches, falsches und rein natürliches Glück sein. Es wird sich auf das Glück eines Tieres reduzieren, auf ein verdorbenes Glück einer verdorbenen Welt.

Madre Speranza, El Pan 7, 33


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ultimo aggiornamento 05 settembre, 2013